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Tilde

Die Anwesenheit der Abwesenheit

Künstlerinnen: Samantha Bohatsch, Henriette Grahnert, Jana Gunstheimer, Franziska Jyrch, Ellen Möckel, Lisa von Billerbeck


Unter dem Titel »Tilde« stellt sich das Klinger-Forum Leipzig mit der ersten Sonderausstellung zur Förderung junger Kunst im Herbst 2013 vor. Sechs zeitgenössische Künstlerinnen positionieren sich in Installationen, Malerei, Texten und Zeichnungen zum Thema »Anwesenheit der Abwesenheit«. Titel und Gegenstand der Ausstellung verweisen auf einen anhaltenden philosophischen Diskurs, indem die Ausschnitthaftigkeit, Temporalität und Perspektive unserer Wahrnehmung und die daraus resultierende Ungewissheit über die Welt und deren Phänomene im Zentrum steht.


Dem Ausstellungstitel »Tilde« wohnt dabei eine doppelte Bedeutung inne: »Tilde« verweist einerseits auf einen weiblichen Vornamen und beschreibt damit die ausdrückliche Wahl der ausstellenden Künstlerinnen. Andererseits bezeichnet »Tilde« ein naturwissenschaftliches Symbol, das für die Annäherung an einen Wert steht und dabei in die Unendlichkeit (des Universums) verweist. Somit kann diese Ausstellung als Experimentierfeld, als Annäherung an ein Motiv und Thema verstanden werden, das Sichtbares und zugleich Unsichtbares vereint.


Die Künstlerinnen lenken uns in ihren Werken auf verschiedene Konstellationen des Abwesenden und werden dabei zu Visionärinnen, die den Betrachter*innen Einblicke in ihre individuellen Vorstellungswelten bieten. Sie erzeugen Bildlandschaften, in denen wir uns auf die Suche nach Erinnerungsschichten begeben und neue Anhaltspunkte für Zwischenräume, Leerstellen oder Absenzen finden. In den ausgestellten Werken ist sowohl das Proportionale, aber auch das Zufällige enthalten, das sich in einer Wechselspannung zwischen Realität und Fiktion, zwischen Sichtbaren und Unsichtbaren, zwischen Gestern und Heute, zwischen Fragment und Entität, zwischen Gegenständlichem und Abstraktem bewegt.


Ellen Möckel (geb. 1984) schafft teils großformatige Zeichnungen, die zwischen Abstraktem und Gegenständlichem changieren und einen Zustand beschreiben, der zwischen der Erinnerung, die als Wert in uns gespeichert ist, und dem, was durch Veränderung in dieser Erinnerung zu Neuem führt, liegt. In ihren Zeichnungen beschreibt sie anonyme Strukturen - einem Baukasten verwandter Formen und Elemente gleich – in denen Linien, Langstriche und Ungeraden zu Stäben, Stangen, Fäden, Bändern, Pfeilen, Nadeln oder Ästen und Kabeln werden. So entwirft sie Bildlandschaften, die in ihrer konstruierten Vielschichtigkeit zu körperhaften Transiträumen werden.


Im Gegensatz dazu sind die Zeichnungen von Lisa von Billerbeck (geb. 1985) kleinformatig. In ihnen steht die Betrachtung der an Orte geknüpften Ereignisse im Wandel der Zeit im Zentrum. Sie sind Notizen dieser Erinnerungen, die sich im Bewusstsein abgelegt haben und nun durch die Gegenwart wieder zum Leben erweckt, entdeckt und neu gefärbt werden. Lisa von Billerbeck lässt sich in ihren Arbeiten auf die Beständigkeit von Zeit, aber auch auf den Übergang von einem Zustand in einem anderen ein, der die Erinnerungen zu Mythen werden lässt. Sie hallen als Echos zurück. So bleiben in den Zeichnungen und Texten temporäre Zustände zurück, die als Wahrheiten verkleidet und durch die zeitgebundene Wahrheit jedoch »immer anders und gleichzeitig immer richtig« sind.


Samantha Bohatsch (geb. 1984) arbeitet ebenfalls einerseits mit Konkretem, der Sprache, andererseits zeigt sie virtuos, welche Illusionskraft Texte besitzen. Dabei versucht sie als Bildende Künstlerin Visuelles zu beschreiben und lässt in der Vorstellung der Betrachter*innen neue Bild- und Zeiträume entstehen. Die Basis ihrer Arbeiten ist ihre ganz persönliche, sehr individuelle Erinnerung, die sie in ihren Arbeiten zu visuellen Textlandschaften verdichtet.


Franziska Jyrch (geb. 1980) gehört zu jenen jungen Künstlerinnen, die in ihren Arbeiten nach neuen »Möglichkeitsräumen« und innovativen Formen der Abstraktion suchen. Für ihre raumgreifenden Installationen benutzt sie typische Materialien aus dem Umfeld und Kontext der Malerei wie Keilrahmen, Leinwände und Farbe, die sie mit alltäglichen Dingen zu einem Bildensemble kombiniert. Diese installativen Bilder referieren zwar auf die Malerei, sind jedoch kein »Bild« im traditionellen Verständnis mehr. Vielmehr erforschen sie neue Dimensionen des Bildnerischen.


Die in Zwickau geborene, international renommierte Künstlerin Jana Gunstheimer (geb. 1974) arbeitet sowohl installativ als auch zeichnerisch. Dabei referiert sie gern auf Motive oder gar bekannte Gemälde aus der Kunstgeschichte und thematisiert gleichzeitig das diesen Werken inhärente Transzendente und somit Unsichtbare. Zeichnungen sind in ihrem OEuvre immer Orte des Imaginären und dienen als Projektionsflächen, in denen sich illusionistische Räume in der Vorstellung der Betrachter*innen öffnen.


Auch die bekannte Leipziger Malerin Henriette Grahnert (geb. 1977) entwirft in ihren Arbeiten Zwischenräume und Leerstellen, die das Davor und das Dahinter der Gedanken zu beschreiben versuchen, ohne es konkret bildnerisch zu benennen. So ist auffällig, dass in ihren Bildern zumeist Gegenstände oder Motive fehlen, sie aber dennoch durchaus greifbar und konkret sind.



20. September – 20. Oktober 2013


Klinger-Forum e.V.

Karl-Heine-Str. 2

04229 Leipzig


ÖFFNUNGSZEITEN

FR 14 – 18 Uhr, SA/SO 10 – 18 Uhr


Der Eintritt ist frei,